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Soziale Projekte

Famulatur Sri Lanka

Für uns stand schon sehr lange fest, dass wir gerne zusammen eine Famulatur im Ausland machen wollten. Da wir beide noch nie in Asien waren, schrieben wir verschieden Kliniken im asiatischen Raum an.

Die erste Zusage erhielten wir vom Sakuki Dental Hospital in Kurunegala auf Sri Lanka. Dr. Samantha, dem die Praxis gehört, war von Anfang an sehr hilfsbereit und wir konnten alle Fragen problemlos per E-Mail mit ihm abklären.

Von der Zusage bis zum Beginn unserer Famulatur verblieben noch 9 Monate, in denen wir uns um folgende Sachen kümmern mussten:

Beantragung des Fahrtkostenzuschusses beim DAAD:

Hierfür wurden viele Unterlagen benötigt, wie z.B. Empfehlungsschreiben und Sprachzeugnis der Universität.

Organisation von Spenden:

Wir schrieben verschieden Dentalfirmen per E-Mail an, von denen uns viele mit Spenden unterstützten.

Buchung des Fluges:

Wir buchten einen Flug von Düsseldorf nach Colombo mit Etihad Airways. Da man bei Etihad Airways ein Freigepäck von nur 23kg pro Person mitnehmen darf, fragten wir per E-Mail nach einem zusätzlichen Freigepäck für unsere Spenden an. Unser Freigepäck wurde problemlos um 10kg pro Person aufgestockt.

Visum:

Vor Einreise muss über das Internet eine Einreisegenehmigung, das sogenannte ETA (=Electronic Travel Authority), beantragt werden. Dieses ist für 30 Tage gültig und muss bei längerem Aufenthalt direkt in Colombo beim Department of Immigration and Emigration verlängert werden (hierfür muss man einen kompletten Tag einplanen, da dort die Hölle los ist!).

Impfungen:

Wir waren in der Impfsprechstunde der Uniklinik Göttingen und haben uns über die gesundheitsschützenden Maßnahmen informiert. Folgende Impfungen werden für Sri Lanka empfohlen: Tetanus, Diphtherie, Polio, Hep.B, Hep A, Tollwut, Typhus und Japanische Enzephalitis. Außerdem wurde uns vom Betriebsarzt noch eine Malariaprophylaxe als Standby empfohlen – vor Ort erfuhren wir jedoch, dass dieses nicht mehr erforderlich ist. Aufgrund von dem weitverbreiteten Dengue-Fieber auf keinen Fall hochkonzentriertes Insektenschutzmittel (DEET) und Moskitonetz vergessen!

Als es dann nach dem 9. Semester endlich losging, hatten wir plötzlich ein mulmiges Gefühl und waren wahnsinnig aufgeregt. Von Düsseldorf flogen wir 6 ½ Stunden nach Abu Dhabi und von dort aus noch mal 4 ½ Stunden nach Colombo.

Völlig fertig landeten wir mitten in der Nacht bei tropischen Temperaturen auf dem Flughafen von Colombo.

Zum Eingewöhnen blieben wir die ersten 3 Nächte in Colombo, bevor wir uns auf dem Weg ins Landesinnere nach Kurunegala machten.

Im Sakuki Dental Hospital angekommen, wurden wir freundlich von den Helferinnen empfangen – Dr. Samantha traf kurze Zeit später ein. Nach einer kurzen Begrüßung forderte er uns auch direkt schon auf unsere Behandlungskleidung anziehen und beim Behandlungsablauf zuzuschauen. Das Sakuki Dental Hospital besteht aus 3 Behandlungseinheiten (nur durch eine dünne Wand voneinander abgetrennt), einer Rezeption mit Wartebereich, einem Röntgen- und Sterilisationsraum und einem Aufenthaltsraum sowie einem Büro.

Das Team setzt sich aus Dr. Samantha, einem belgischen Zahnarzt, der seit 16 Jahren in Sri Lanka lebt, und den 6 Dental Nurses (in Sri Lanka gibt es hierfür keine spezielle Ausbildung – learning by doing 😉 ) zusammen. Wir erfuhren erst vor Ort, dass es als Student generell in Sri Lanka nicht erlaubt ist Patienten zu behandeln, weswegen wir in den Health Camps nur zuschauen und nicht selbst tätig werden durften.

Dr. Samantha ließ uns glücklicherweise nach einer kurzen Kennenlernphase und nach Absprache bestimmte Arbeitsschritte durchführen. Durch die Behandlungen haben wir gelernt sicherer und selbstständiger zu arbeiten und vor allem zu Improvisieren, da es oft an Materialien und Instrumenten mangelte. Außerdem hatte wir noch mit Problemen wie Stromausfall und Wassermangel zu kämpfen. Der Sauger und Bohrer konnten ebenfalls nicht zeitgleich benutzt werden. Die beiden Ärzte sprechen Englisch und auch das zahnärztliche Personal versteht das Nötigste und fungiert als Dolmetscher für die Patientenkommunikation, da viele Sri Lankaner außerhalb der Touristenorte kein Wort Englisch sprechen.

Obwohl die Nurses nicht fließend Englisch sprechen, kamen wir wunderbar miteinander klar und hatten jede Menge Spaß. Während unseres Praktikums haben wir sehr viele Zahnreinigungen durchgeführt. Es ist unfassbar wie teilweise die Zähne der Patienten aussahen – oft dem Kautabak, der dort von vielen Menschen konsumiert wird, zu verdanken (die Zähne sind dadurch dunkelbraun/schwarz verfärbt). Außerdem durften wir Füllungen legen und Teilschritte bei der endodontischen Behandlung durchführen. Dr. Samantha legte viel Wert darauf uns verschiedene Sachen zu zeigen und war stets interessiert die Unterschiede zwischen Sri Lanka und Deutschland zu erfahren.

Durch ihn hatten wir auch die Möglichkeit im Government Hospital sowie in 2 Health Camps Einblicke zu gewinnen. Hier kamen die Patienten von weit her und standen stundenlang geduldig an, bis sie an der Reihe waren. Gewöhnungsbedürftig waren auch die Arbeitszeiten, da Dr. Samantha so lange behandelt bis alle Patienten versorgt sind – dies war üblicherweise gegen 21.00h. Auch sonntags hat das Sakuki Dental Hospital geöffnet – der einzige freie Tag ist der „Poya-Day“ (Vollmond).

Wir konnten unsere Arbeitszeiten und Arbeitstage jedoch selbst einteilen, wodurch wir genügend Zeit hatten die Insel zu erkunden.

Sri Lanka ist ein wunderschönes Land, welches uns besonders durch seine Vielseitigkeit beeindruckt hat. Es hat tropische, palmenbewachsene Regionen, eine steppenartige Trockenzone, das kühle Hochland – welches an Deutschland erinnert – und traumhafte Strände zu bieten. Obwohl Sri Lanka nur so groß wie Bayern ist, liegt zwar alles nicht weit voneinander entfernt, die schlechten Straßen lassen jedoch einen relativ kurzen Weg zu einer langen Fahrt werden.

Als Deutscher muss man sich nicht nur an den Linksverkehr, sondern auch an die verrückte Fahrweise mit den abenteuerlichen Überholmanövern gewöhnen (es ist dringen davon abzuraten sich selbst ans Steuer zu setzen!). Die srilankanische Küche ist ein echter Gaumenschmaus, wobei hier zu beachten ist „without chili“ zu bestellen, da selbst dies immer noch ausreichend scharf ist. Die exotischen Früchte sind einfach nur köstlich. Unser spezieller Favorit ist die King Coconut, ein gesunder Durstlöscher, den wir fast täglich zu uns genommen haben. Die Menschen auf Sri Lanka sind sehr gastfreundlich, liebenswürdig und hilfsbereit.

Zu Beginn mussten wir uns jedoch an die vielen neugierigen Blicke gewöhnen, da Kurunegala kein Touristenort ist und wir dadurch natürlich auffielen. Diese waren aber keineswegs bösartig, sondern nur interessiert gemeint. Auch waren wir besonders berührt von der Armut und den hygienischen Umständen. Abschließend können wir nur sagen, dass wir eine unvergessliche Zeit erlebt haben und uns die Menschen und das Land sehr ans Herz gewachsen sind. Jedoch ist eine Famulatur während des Studiums nicht allzu empfehlenswert, da das Arbeiten offiziell nicht erlaubt ist. Sinnvoll ist ein Einsatz nach dem Examen, da auf Sri Lanka genug Behandlungsbedarf besteht.

An dieser Stelle möchten wir uns bei folgenden Firmen für die hilfreichen Spenden bedanken: Coltène Whaledent GmbH & Co.KG, Dentinox, Gebr.Brasseler GmbH &Co.KG, Harvard, Kentzler-Kaschner, Transcoject, Henry Schein, DFS Dental Futase Systems Diamon, DMG, Hammacher Instrumente, Kuraray, Frasaco GmbH, devemed GmbH, Merz Dental GmbH, VDW.

VIELEN DANK!

Anna Lachmann und Antje Lehmann Universität Göttingen